Morbus Crohn: Weiterer Beleg für Beteiligung des Paratuberkuloseerregers
Orlando / Gainesville (aho) – Erneut legen amerikanische Wissenschaftler einen Beleg für die Beteiligung des Erregers Mycobacterium avium paratuberculosis (MAP) am Krankheitsbild des Morbus Crohn beim Menschen vor. MAP ist bei Rindern, Schafen, Ziegen und vielen anderen Tieren für das Krankheitsbilder der Paratuberkulose verantwortlich. Ähnlich wie bei Morbus Crohn handelt es sich auch hier um eine chronische und unheilbare Darmentzündung. Seit Jahrzehnten wird in Fachkreisen diskutiert, ob durch unerhitzte Milch, Rohmilchkäse, Oberflächenwasser und mit MAP infiziertes Gemüse der Erreger zum Menschen gelangt und dort das Krankheitsbild Morbus Crohn auslöst.
Wie amerikanische Wissenschaftler vom „Veterans Administration Medical Center (VAMC)“ in Orlande und des „Burnett College of Biomedical Sciences“ in Orlando aktuell in einer Fachzeitschrift berichten, konnten sie MAP mit zwei verschiedenen Methoden in Darmgewebe von Morbus Crohn Patienten nachweisen. Als Untersuchungsmaterial dienten entzündlich veränderte Darmteile und angrenzende nicht veränderte Darmteile, die den Patienten im Verlauf der Erkrankung entfernt werden musste. Insgesamt wurden 31 Proben von 20 Personen untersucht.
MAP konnte mittels der Methode „PCR“* in 10 von 12 (83%) MC-Patienten nachgewiesen werden. Der Nachweis gelang sowohl aus entzündlich veränderten und nicht entzündlich veränderten Bereichen der Proben.
Mit der Methode „FISH“** wurde bei 8 von 12 (67%) Patienten MAP diagnostiziert. Auch hier gelang der Nachweis aus entzündlich veränderten und nicht entzündlich veränderten Bereichen der Proben.
Bei Proben von Patienten, die nicht an einer entzündlichen Darmerkrankung litten, konnte MAP bei einem von sechs Patienten mit der Methode „PCR“* und mittels „FISH“** bei keinem von sechs Patienten. Da der Erreger MAP auch in nicht entzündlich verändertem Probenmaterial nachgewiesen wurde, werten die Wissenschaftler als einen Beleg für eine systemische Infektion durch den Erreger.
Erst im Herbst 2004 berichtete das Fachjournal „Lancet“, dass es gelungen sei, MAP aus dem blut von Morbus Crohn – Patienten nachzuweisen (2). Schon im Jahre 2000 war es gelungen, den Erreger aus der Muttermilch von Morbus Crohn – Patientinnen zu isolieren (3).
(1) Romero C, Hamdi A, Valentine JF, Naser SA. Evaluation of Surgical Tissue From Patients with Crohn’s Disease for the Presence of Mycobacterium avium Subspecies paratuberculosis DNA by In Situ Hybridization and Nested Polymerase Chain Reaction. Inflamm Bowel Dis. 2005 Feb;11(2):116-125.
(2) Saleh A Naser, George Ghobrial, Claudia Romero, John F Valentine Culture of Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis from the blood of patients with Crohn’s disease Lancet 2004; 364: 1039-44
(3) Naser SA, Schwartz D, Shafran I Isolation of MAP from breast milk of Crohn’s disease patients Am J Gastroenterol 2000 Apr;95(4):1094-5
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*Die Polymerase Chain Reaction (PCR, Polymerase Kettenreaktion) bezeichnet eine Technik, bei der von bestimmten Abschnitten der DNA (Desoxyribonukleinsäure = die Erbinformation tragenden Ketten in den Chromosomen) eine Vielzahl von Kopien angefertigt wird. Diese Technik kann man zum Nachweis von Infektionserregern (z.B. Bakterien, Viren), zur Erkennung von Erbkrankheiten aber auch zum Nachweis der Vaterschaft oder Täterschaft („genetischer Fingerabdruck“) verwenden.
**Die Fluorescence-In-Situ-Hybridization (FISH) ist eine aussagekräftige Methode, welche die Möglichkeit eröffnet, Nukleinsäuresequenzen (also RNA- als auch DNA-Sequenzen) in Geweben, Zellen, Zellkernen und Chromosomen sichtbar zu machen. Damit lässt sich eine Nukleinsäure direkt im biologischen Präparat = „in situ“, also vor Ort, lokalisieren.