Wissenschaftler zeigen erneut Zusammenhänge zwischen Toxoplasma gondii und Hirntumoren auf
Montpellier (aho) – Die von Medizinern oft geäußerte Meinung, dass man nach einer Erstinfektion mit Toxoplasmen (Toxoplasma gondii) lebenslang eine chronische Infektion in sich trägt (latente Infektion) und diese ohne jegliche Symptome bleibt, muss offensichtlich revidiert werden. Wissenschaftler verschiedener Institutionen berichten jetzt in der Fachzeitschrift „Infection, Genetics and Evolution“, dass eine latente T. gondii-Infektion mit einer gesteigerten Mortalität bei Menschen mit Hirntumoren einhergeht.
Die Mortalität, Sterblichkeit oder Sterberate bezeichnet die Anzahl der Todesfälle, bezogen auf die Gesamtanzahl der Individuen oder, bei der spezifischen Sterberate, bezogen auf die Anzahl der betreffenden Population. Die Wissenschaftler hatten in Frankreich für ihre Untersuchung Daten zur Verbreitung von Infektionen mit dem Parasiten und Todesfällen durch Hirntumore verglichen.
Zuvor hatte eine Untersuchung bereits belegt, dass Toxoplasma gondii das Risiko, einen Gehirntumor zu entwickeln fördert.
Menschen können sich nicht nur durch direkten Kontakt zu Katzen mit Toxoplasma gondii infizieren. Der Parasit kommt auch in Rind-, Schaf-, Geflügel– und Schweinefleisch vor. Eine aktuelle Querschnittsstudie in niedersächsischen Schweinebeständen ergab, dass 2,5% der Mastschweine in einem Antikörpertest „Toxoplasma-positiv“ waren. Hochgerechnet auf die deutsche Schweineproduktion bedeutet dies, dass jedes Jahr mehr als 1 Million infizierte Schlachtkörper in die Lebensmittelkette gelangen und auch zu Rohprodukten wie Mett und Rohwürste verarbeitet werden (2). Die Ergebnisse korrespondieren mit einer Publikation aus dem Jahr 2005, die im Schnitt bei 5,6% aller Schlachtscheine den Parasiten nachwies (3).
In den Niederlanden wird das Problem Toxoplasma gondii in der Schweinehaltung intensiv angegangen.
Der Katzenparasit Toxoplasma Gondii wird beim Menschen für eine Vielzahl von Schäden am Nervensystem und psychatrische Erkrankungen verantwortlich gemacht:
- Hirntumone
- Schizophrenie, Parkinson, Tourette–Syndrom, Aufmerksamkeits-Defizit / Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS).
- Psychosen
- Risikoverhalten
- Herzmuskelentzündung
(1) Vittecoq M, Elguero E, Lafferty K, Roche B, Brodeur J, Gauthier-Clerc M, Missé D, Thomas F.
Brain cancer mortality rates increase with Toxoplasma gondii seroprevalence in France
Infect Genet Evol. 2012 Jan 25. [Epub ahead of print]
(2) Görlich, Kirsten
Toxoplasma-Infektion bei Schweinen: Semi-automatisiertes Testsystem für Surveillance und Monitoring, Querschnittsstudie in Niedersachsen. Diss, SS 2011
(3) H.S. Schulzig, K. Fehlhaber
Longitudinalstudie zur Seroprävalenz der Toxoplasma gondii-Infektion in vier deutschen Schweineaufzucht- und Mastbetrieben
Berl. Münch. Tierärztl. Wschr. 118: Ausgabe 9-10, Seite 399-403 (2005)
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