Bedenkliche Beobachtung: Weniger Antibiotika; weniger Tierwohl
Den Haag/Kopenhagen (aho) – Der Niederländische Rat für Tierangelegenheiten „RDA“ (Raad voor Dieraangelegenheden) – ein Expertengremium, welches das niederländische Wirtschaftsministerium in Fragen der Tierhaltung berät – will jetzt mögliche nachteilige Auswirkungen eines verringerten Einsatzes von Antibiotika auf die Tiergesundheit und das Tierwohl untersuchen. Der Bericht soll Ende diesen Jahres der Staatssekretärin Sharon Dijksma vorgelegt werden. Das Ministerium hatte sich für das laufende Jahr eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes um 70% bezogen auf das Jahr 2009 auf die Fahnen geschrieben (1).
Die Verband der niederländischen Tierärzte „KNMvD“ (Koninklijke Nederlandse Maatschappij voor Diergeneeskunde) begrüßte die Untersuchung ausdrücklich. Dem Verband lägen Berichte aus der Praxis vor, dass als Folge eines reduzierten Antibiotikaeinsatzes vermehrt kranke Tiere aufträten. Konkrete Zahlen lägen aber nicht vor (1).
Auch in Dänemark wirft die forcierte Reduktion des Antibiotikaeinsatzes Fragen des Tierwohls und der Schlachthygiene auf. Wie Wissenschaftler der Universität Kopenhagen im August des vergangenen Jahres auf einer Tagung berichteten, werden am Schlachthof bei den Schweinen vermehrt Abszesse und entzündliche Veränderungen der Knochen gefunden. Die in der Untersuchung erfassten pathologischen Befunde stiegen um 52% bzw. 67% (2).
Fachleute führen den schlechten Gesundheitsstatus von Bio-Tieren auf die grundsätzliche Beschränkung der Antibiotikaanwendung im Öko-Landbau (3) zurück (4).
(1) Mariska Vermaas
Onderzoek naar gevolgen antibiotica-reductie
Boerderij, online, 23.03.2015
(2) N. Dupont and H. Stege
Welfare (findings at slaughter) consequences following a reduction in antibiotic use
EAAP 2014 Copenhagen, Denmark, 25-29 August 2014,
65th Annual Meeting of the European Federation of Animal Science
(3) DURCHFÜHRUNGSBESTIMMUNGEN
VERORDNUNG (EG) Nr. 889/2008 DER KOMMISSION
vom 5. September 2008
Artikel 24
Tierärztliche Behandlung
….
4. Erhält ein Tier oder eine Tiergruppe innerhalb von zwölf Monaten mehr als drei Mal oder – falls der produktive Lebenszyklus des Tieres oder der Gruppe weniger als ein Jahr beträgt – mehr als ein Mal eine tierärztliche Behandlung mit chemisch-synthetischen allopathischen
Tierarzneimitteln oder Antibiotika, wobei Impfungen, Parasitenbehandlungen und obligatorische Tilgungsmaßnahmen ausgenommen sind, so dürfen die betreffenden Tiere und die von ihnen stammenden Erzeugnisse nicht als ökologische/biologische Erzeugnisse verkauft werden,
und diese Tiere unterliegen den Umstellungsfristen gemäß Artikel 38 Absatz 1.
(4)
- Bio-Schlachttiere: mehr Würmer, mehr Lungenentzündungen, mehr Leberschäden
- Wissenschaftler: Deutlich schlechterer Gesundheitsstatus bei Ökoputen
- Nicht zu leugnen: Miserabler Gesundheitsstatus von Bio-Schweinen
- Kein besserer Gesundheitsstatus bei Bio-Tieren
- Dänemark: Hohe Todesrate unter Bioferkeln soll gesenkt werden
- Diskussion um Schwänze, Beißer und Prämien
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