REWE verbannt Fleisch unbetäubt kastrierter Schweine aus dem Sortiment
Köln (aho) – Nach Aldi Süd will auch Rewe ab dem 1. Januar 2017 kein Fleisch mehr verkaufen, das von unbetäubt kastrierten Schweinen stammt. Diese Entscheidung hat das Unternehmen heute (11.08.) seinen Vertragslieferanten mitgeteilt. Das deutsche Tierschutzgesetz sieht ein Verbot der umstrittenen Praxis erst ab 2019 vor.
Rund 20 Millionen männliche Ferkel werden heutzutage in den ersten Tagen nach ihrer Geburt betäubungslos kastriert, damit das Risiko vermieden wird, dass männliche Mastschweine den unangenehmen Ebergeruch ausbilden und das typische Eberverhalten zeigen.
„Die betäubungslose Kastration passt einfach nicht mehr in die heutige Zeit. In der Theorie verfügen wir bereits jetzt über alternative Methoden, welche den Tieren die schmerzhafte Prozedur ersparen kann. Zusammen mit unseren Lieferanten starten wir nun einen Strategieprozess mit dem Ziel, bis Ende 2016 Schweinefleisch aus unserem Sortiment zu verbannen, welches von betäubungslos kastrierten männlichen Schweinen stammt“, sagte Dr. Klaus Mayer, Leiter Qualitätsmanagement bei der REWE Group.
Diese strategische Entscheidung ist die erste umgesetzte Maßnahme des ebenfalls heute von der REWE Group veröffentlichten „Leitbildes zur Nutztierhaltung der Zukunft“, wodurch das Unternehmen seine bisherigen Nachhaltigkeitsaktivitäten weiter ausweitet. Die Publikation dokumentiert, für welche Werte die REWE Group steht und beschreibt, wodurch sich eine nachhaltigere Erzeugung tierischer Lebensmittel für alle Eigenmarken zukünftig auszeichnen soll. Bereits seit Jahren engagiert sich das Unternehmen intensiv für mehr Tierwohl und Tiergerechtigkeit, beispielsweise im Rahmen des Nachhaltigkeitslabels PRO PLANET, bei dem Hähnchen u.a. 15 Prozent mehr Stallfläche erhalten oder die Eier-Lieferanten bei einem Teil ihrer Herden auf das Schnabelkürzen verzichten. Ferner ist die REWE Group Gründungsmitglied der „Initiative Tierwohl“.
Ziel ist es, gemeinsam mit den Vertragslieferanten, den dazu gehörigen landwirtschaftlichen Betrieben sowie weiteren Stakeholdern die bereits bestehenden Projekte der REWE Group im Hinblick auf mehr Tierwohl und Tiergerechtigkeit weiterzuentwickeln. „Mit diesem Leitbild möchten wir ein klares Zeichen setzen und darlegen, wie wir uns eine nachhaltigere und verantwortungsvollere Haltung von Nutztieren zukünftig vorstellen. „Wir engagieren uns bereits heute in einer Vielzahl von Projekten, mit dem Ziel, Nutztieren eine artgerechte, gesunde, stress- und schmerzfreie Aufzucht zu ermöglichen.
Das Leitbild definiert nun erstmalig einen Wertekatalog, verbunden mit dem Appell an alle unsere Partner und auch uns selbst, die Grundwerte und Ziele zu verfolgen, zu kontrollieren und weiterzuentwickeln“, so Dr. Mayer weiter. Als Basis für das Leitbild legt die REWE Group die sogenannten „Fünf Freiheiten“ des Farm Animal Welfare Councils. Damit wird definiert, wie eine verantwortungsvolle Nutztierhaltung angesehen wird. So müssen die Tiere frei von Hunger, Durst und Fehlernährung sein, frei von Unbehagen, frei von Angst, Stress und Leiden, frei von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten sowie Freiheit zum Ausleben normaler Verhaltensweisen haben. Diese Freiheiten bieten einen Rahmen, innerhalb dessen sich die jeweiligen Nutztierhaltungssysteme in puncto Tierwohl, Tiergerechtigkeit und Tierschutz einordnen müssen.
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