Bis zu 1 % ungenießbare Stinker: 24.000.000 kg Schweinefleisch in die Tonne?
Ein Zwischenruf des Agraringenieurs Klaus Henry aus Brest
(kh) – Aktuell wird auf den Internetseiten der SUS (Schweinezucht und Schweinemast) über die Erfahrungen des Schlacht- und Zerlegebetriebs Ulmer Fleisch mit der Schlachtung intakter Eber berichtet. Drei bis fünf Prozent der Schlachtkörper waren geruchsauffällig, wobei der Anteil jahreszeitlich etwas schwankte und Duroc-Herkünfte etwas häufiger Geruchsabweichungen zeigten. Es wird dann weiter berichtet: „Rund 0,5 bis 1 % der Schlachtkörper stinkt so stark, dass sie der Tierkörperbeseitigungsanstalt zugeführt werden. Der zusätzliche Aufwand für Monitoring, Personal und Ausfall, den Eber am Schlachthof verursachen, ist also nicht zu unterschätzen. Die Frage, wer in Zukunft die Kosten trägt, entscheidet mit darüber, wie weit sich die Ebermast in Deutschland etabliert.“
Letztgenannte Frage kann rasch und aus der Erfahrung beantwortet werden: Der Landwirt als schwächstes Glied in der Wertschöpfungs- und Vermarktungskette Schwein!
Verlockend
Nun sei aber einmal angekommen, dass alle rund 25 Millionen Eber in Deutschland unkastriert nach dem Ulmer Beispiel bewertet und verwertet würden. Bei einem angenommen Gewicht von 96 Kilogramm eines Schlachtkörpers und einem entgangenen Kilogramm-Erlös von 1,70 EUR summierte sich der Schaden im Maximum nur für die vernichteten Schlachtkörper auf mehr als 40 Mio. EURO pro Jahr. Eine beachtliche Summe, die den einen oder anderen Einscheidungsträger wenigstens in seinem Verantwortungsbereich dazu verleiten könnte, die Grenze zum unerträglichen Gestank auszureizen. Keine Eingangskontrolle der Handelsketten kann so dicht sein, dass einzelne Stinke-Koteletts in einer Styropor-Schale mit Folienüberzug erkannt werden. Schon jetzt beklagen sich Verbraucher über unangenehme urinös-fäkalische Gerüche beim Schweinefleisch.
Steilvorlage
Weitaus bedenklicher ist die Vernichtung von im Grunde verzehrsfähigen Lebensmitteln. Wären doch die Eber durch eine Kastration unter Narkose plus Schmerzmittel oder durch die Eberimpfung problemlos als Lebensmittel zu vermarkten. Es sei hier an die viele Medienberichte über Lebensmittelverschwendung erinnert, bei denen Aktivisten im Abfall von Supermärkten wühlen und mit vorwurfsvollen Blick augenscheinlich verzehrsfähige Bananen in die TV-Kamera halten.
Wollen sich Schweinehalter, Schlachtindustrie und Handel einer derartigen Diskussion stellen? Tatsächlich wären 24.000.000 kg vernichtetes Schweinefleisch eine Steilvorlage für NGOs wie PETA und anderen ideologisch motivierten Kritikern an der Tierproduktion.
Nehmen wir uns ein Beispiel an unserer Kanzlerin Dr. Angela Merkel. Sie soll alle Dinge von hinten denken.
Klaus Henry, Dipl.-Ing. agr.; klaus.henry1@ewe.net
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