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Antibiotika: Wie hoch liegen die Verbräuche wirklich? 1.400 plus X Tonnen in der Humanmedizin

Berlin (aho) – In der jüngeren Vergangenheit wird heftig über die Antibiotikaverbräuche in der Veterinärmedizin spekuliert. „Bisher ging man in Schätzungen von bundesweit etwa 780 Tonnen Antibiotika aus, die jedes Jahr in der Tierhaltung verabreicht werden“, wird ein Sprecher des Agrarministerium in den Medien zitiert. „Wir gehen davon aus, dass die tatsächlich eingesetzte Menge noch höher ist.“ Hintergrund ist eine laufende erstmalige Erfassung, wie viele Tierarzneimittel genau in den Verkehr gebracht werden.
Dabei sind aktuellere Zahlen längst bekannt. Im Jahr 2010 wurden in Deutschland bei Tieren in der Landwirtschaft rund 900 Tonnen Antibiotika eingesetzt. Das bestätigte bereits im Januar diesen Jahres der Geschäftsführer des Bundesverbandes für Tiergesundheit (BfT) Martin Schneidereit gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Im Jahr 2005 waren es 784 Tonnen. Nach Meinung von Schneidereit ist das jedoch „keine mächtige Steigerung“. Denn Hauptgrund sei, „dass die Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch enorm zugenommen hat“.

Natürlich interessieren auch Zahlen zum Antibiotikaverbrauch in der Humanmedizin. Hier liefert eine Publikation in der Zeitschrift „Gesundheit und Gesellschaft“ bemerkenswerte Zahlen. Der Autor schreibt: „Experten schätzen, dass in Deutschland jährlich insgesamt 2.300 Tonnen antibiotische Wirkstoffe beim Menschen in der ambulanten und stationären Therapie sowie in der Tiermedizin eingesetzt werden.“ (1)
Nimmt man diese Zahl und subtrahiert hiervon die 784 – 900 Tonnen Antibiotika, die bei Tieren laut BfT eingesetzt werden, bleiben beachtliche 1.400 plus x Tonnen, die in Form von Tablette und Injektionen an Humanpatienten verabreicht werden. Diese Zahl deckt sich mit Informationen des Helmholtz Zentrums München, welches in seinem Informationsdienst im 2007 von einem Verbrauch von 1.600 Tonnen Antibiotika (Monopräparate) in der Humanmedizin berichtet. Das Institut beruft sich auf eine Abschätzung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (2).

(1) Schröder, H. (2011)
Antibiotika: Hände weg von der eisernen Reserve
Gesundheit und Gesellschaft, Ausgabe 7-8/11, 14 Jahrgang, 21-27.
Helmut Schröder ist stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

(2) NN: Antibiotika und Antibiotikaresistenzen
Helmholtz Zentrum München, Kommunikation – FLUGS-Fachinformationsdienst,
Stand: 24. Januar 2007

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