Expertenanalyse: Billige Antibiotika in der ambulanten Human-Praxis Hauptquelle resistenter Bakterien
Eschborn (aho) – Der Ursprung des immer größer werdenden Resistenzproblems in der Humanmedizin ist nach Einschätzung des Infektiologen Professor Dr. Michael Kresken im ambulanten Bereich zu suchen. Dieser mache in Deutschland etwa 85 bis 90 Prozent des Antibiotikaverbrauchs aus. Zwar sei die Häufigkeit von Antibiotikaverordnungen in den vergangenen Jahren nicht nennenswert gestiegen. „Doch der Anteil breit wirkender Antibiotika wie Cephalosporine und Fluorchinolone am Gesamtverbrauch hat dramatisch zugenommen, wird der Wissenschaftlicher Sekretär der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für ChemotherapieInfektiologe in der in Eschborn erscheinenden Pharmazeutischen Zeitung zitiert. Einen Grund für diese Entwicklung sieht Kresken im Preisverfall bei generischen Substanzen. “Wenn Reserveantibiotika nur noch ein paar Cent pro Tablette kosten, werden sie einfach häufiger verordnet.“ Das sei aber fatal, denn „wir sind bis auf Weiteres verdammt dazu, mit den Substanzen zurechtzukommen, die wir haben.“ In den kommenden Jahren sei nicht damit zu rechnen, dass neue Antibiotika mit guter Aktivität gegen gramnegative Bakterien auf den Markt kommen werden. Der Einsatz breit wirksamer Substanzen müsse daher dringend reduziert werden, so der Bericht der Pharmazeutischen Zeitung.
Pro Jahr werden in Deutschland 250 bis 300 Tonnen Antibiotika in der Humanmedizin verbraucht.
Kresken verwies auf die skandinavischen Länder. Dort kommen Reserveantibiotika deutlich seltener zum Einsatz. Während Oralcephalosporine und Fluorchinolone in Deutschland bei ambulanten Verordnungen mehr als ein Fünftel des Antibiotikaverbrauchs ausmachten (22 Prozent), seien es in Schweden nur knapp 8 Prozent, wird Kresken von der Zeitung zitiert. Logische Konsequenz aus dem vernünftigeren Umgang mit den Antiinfektiva: Die Resistenzsituation stellt sich durchweg günstiger dar als hierzulande.
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