Alarmierende Befunde: MRSA aus Kliniken überstehen Kläranlagen und gelangen in die Umwelt
[Kläranlagen bei antibiotikaresistenten Krankenhauskeimen oft wirkungslos] Brisbane/Southport/Maroochydore (aho) – Australische Wissenschaftler verschiedener Institute berichten in einer Publikation in der Fachzeitschrift „Journal of Applied Microbiology“ über die Tatsache, dass eine Vielzahl von antibiotikaresistente Keimen – darunter auch der Typ MRSA* (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) – in großen Mengen über Krankenhausabwässer in Kläranlagen gelangen, dort nicht vernichtet werden und so mit dem ablaufenden Wasser in die Umwelt gelangen.
Die Wissenschaftler konnten bei den Keimen aus Krankenhäusern Resistenzen gegen Ampicillin Amoxicillin/Clavulansäure, Gentamicin, Vancomycin, Cloramphnicol und Cefoxitin nachweisen. Einige dieser Keime überstanden ganz offensichtlich die Kläranlage mit einer Chlorierungsstufe. Einer der im „sauberen Wasser“ gefundenen Keime war sogar gegen alle neun getesteten Antibiotika resistent (1).
Ähnliche Befunde nennt das Umweltbundesamt bereits im Jahresbericht 1997. Hier heißt es auf Seite 101: „Untersuchungen des Umweltbundesamtes zeigen, dass im Ablauf einer Kläranlage noch 1.000 coliforme Keime pro Milliliter nachweisbar sind, von denen 20 % eine 6fache Antibiotikaresistenz trugen. Diese Zahlen belegen die Relevanz der Kläranlagen bei der Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterien in die Umwelt. In welchem Ausmaß diese antibiotikaresistenten Bakterien, durch Einleitung von Abwasser in Badegewässer bzw. durch Bewässerung mit Abwasser/Oberflächenwasser bei der landwirtschaftlichen Nutzung wieder auf den Menschen übertragen werden und damit direkt oder indirekt zur Problematik antibiotikaresistenter Bakterien bei der Behandlung von Infektionen beitragen, ist bisher wissenschaftlich nicht geklärt. Aus Vorsorgegründen ist es jedoch geboten, diesen Pfad der Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien zu unterbinden“ (1).
Über vergleichbare Ergebnisse berichteten US-Wissenschaftler 2012 (3)
Die Befunde sind nicht ohne Brisanz, da polnische Wissenschaftler antibiotikaresistente Keime in Aerosolproben im Unterlauf von Kläranlagen nachweisen konnten. Es besteht nach Meinung der Experten die Gefahr, dass derartige Keime eingeatmet werden (2).
(1) Thompson JM, Gündoğdu A, Stratton HM, Katouli M.
Antibiotic resistant Staphylococcus aureus in hospital wastewaters and sewage treatment plants with special reference to methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA) “
J Appl Microbiol. 2013 Jan;114(1):44-54.
(2) Korzeniewska E, Korzeniewska A, Harnisz, M.
Antibiotic resistant Escherichia coli in hospital and municipal sewage and their emission to the environment
Ecotoxicology and Environmental Safety, Volume 91, 1 May 2013, Pages 96–102
(3) Rosenberg Goldstein RE, Micallef SA, Gibbs SG, Davis JA, He X, George A, Kleinfelter LM, Schreiber NA, Mukherjee S, Sapkota A, Joseph SW, Sapkota AR.
Methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA) detected at four U.S. wastewater treatment plants.
Environ Health Perspect. 2012 Nov;120(11):1551-8. doi: 10.1289/ehp.1205436. Epub 2012 Sep 6.
* „MRSA“ steht für die Bakteriengruppe der „Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus“. Staphylococcus (S.) aureus ist ein weit verbreitetes Bakterium, das Haut und Schleimhäute von Mensch und Tier besiedelt. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention (ECDC) tragen ca. 30 % der Menschen S. aureus auf der Haut. In der Regel wird die Besiedlung nicht bemerkt. Da S. aureus auf der Haut vorkommt, ist er auch häufig an Entzündungen von Haut und Schleimhäuten beteiligt.
Die Methicillin-resistente Variante von S. aureus ist gegen alle so genannten Beta-Laktam-Antibiotika unempfindlich, also gegen Penicilline und Cephalosporine. Diese Antibiotika wirken bei der Behandlung einer Infektion mit MRSA nicht mehr, d.h. sie können den Infektionsverursacher nicht abtöten. (Quelle BfR, 11. November 2013 )
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