Wissenschaftler beunruhigt: Verbreitung von Antibiotikaresistenzen durch Kläranlagen weitgehend unterschätzt
[Kläranlagen versagen bei antibiotikaresistenten Keimen. Foto: Evelyn Simak] Coventry (aho) – Selbst aus modernen Kläranlagen gelangen hochresistente Bakterien in Flüsse und bedrohen so Menschen, Tiere und die Umwelt. Hierzu berichten jetzt Wissenschaftler der University of Warwick in Coventry zusammen mit Autoren andere wissenschaftlicher Institutionen im Fachblatt „Journal of Antimicrobial Chemotherapy“. Die Experten fanden in einem Fluss im Mittelengland unterhalb der Einleitung des „geklärten“ Wassers einer Kläranlage große Mengen antibiotikaresistenter Keime (z. B. E. coli). Oberhalb der Einleitung war solche Keime nur in sehr geringen Umfang nachweisbar. Die Keime trugen Resistenzen gegen modernste Cephalosporine der dritten Generation (Reserveantibiotika). Wie weitere Analysen belegen, wurden diese Resistenzen auch auf natürlich in dem Gewässer vorkommenden Bakterien übertragen.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die von ihnen nachgewiesenen Resistenzen auch bei Menschen und Haustieren (Hunden, Pferden) nachgewiesen wurden. Hierbei ist nicht geklärt, ob die Übertragung der Resistenzen vom Tier zum Menschen oder vom Menschen zum Tier erfolgte.
Die Autoren der Veröffentlichung bezeichnen den Zustrom von resistenten Keimen über Kläranlagen als bedeutenden Beitrag zur Belastung der Umwelt mit Antibiotikaresistenzen. Die Experten fordern strengere Vorschriften und eine verbesserte Klärtechnik, um diese beunruhigende Entwicklung aufzuhalten (1).
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(1) G. C. A. Amos, P. M. Hawkey, W. H. Gaze, and E. M. Wellington
Waste water effluent contributes to the dissemination of CTX-M-15 in the natural environment
J Antimicrob Chemother. Jul 2014; 69(7): 1785–1791.
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