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Unkritische Verordnungspraxis: Deutsche schlucken zu viele Antibiotika; zu oft Reserveantibiotika

pillenBerlin (aho) – Fast 30 Prozent der Antibiotika-Verordnungen in der Humanmedizin waren im vergangenen Jahr mit Blick auf die Diagnose fragwürdig – das zeigt die Analyse der DAK-Arzneimitteldaten. Die Über- und Fehlversorgung von Patientinnen und Patienten hat dramatische Folgen: Immer mehr Bakterien entwickeln Resistenzen und bedrohen zunehmend die Gesundheit von Patienten im Krankenhaus. Damit werden Infektionen wieder zur tödlichen Gefahr, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Die gesetzlichen Krankenkasse DAK-Gesundheit legt jetzt erstmals anlässlich einer Pressekonferenz in Berlin einen Antibiotika-Report vor, der die Hauptgründe für den häufigen Einsatz der Medikamente analysiert.

Fazit des Reports: Vier von zehn DAK-Versicherten haben 2013 Antibiotika eingenommen. Außerdem wurden 3.100 Menschen in Deutschland zu drei Aspekten befragt: ihrem Umgang mit Antibiotika, ihrer Einstellung zu den Medikamenten und ihrem Wissen über Wirkung und Risiken. Ein zentrales Ergebnis: 40 Prozent der Befragten sind nicht gut über die Einsatzgebiete der Wirkstoffe informiert. Sie sind der Meinung, Antibiotika würden auch bei Virusinfekten wirken. Dabei dienen die Medikamente nur der Behandlung bakterieller Infektionen – bei Erkältungen oder Bronchitis beispielsweise sind sie in den meisten Fällen unnötig. „Die problematische Erwartungshaltung der Patienten bildet sich offenbar auch im Verordnungsverhalten der Ärzte ab“, sagt Professor Herbert Rebscher, Chef der DAK-Gesundheit. „Deshalb starten wir eine Informationskampagne, um Ärzte wie Patienten für einen kritischeren Umgang mit Antibiotika zu sensibilisieren. Denn nur wenn ein Umdenken stattfindet, können wir auch in Zukunft auf die lebensrettenden Medikamente setzen.“

Viele Verordnungen sind fragwürdig

Die Über- und Fehlversorgung wird während der Erkältungszeit besonders deutlich. Drei Viertel der Befragten erwarten eine Antibiotika-Verordnung, wenn Erkältungsbeschwerden nicht von selbst besser werden. Ein Viertel wünscht ein Rezept, um schnell wieder fit für den Job zu sein. „Erkältungen werden aber in 80 bis 90 Prozent aller Fälle von Viren verursacht, ohne dass es eine zusätzliche bakterielle Besiedlung gibt“, sagt der Arzneimittelexperte Professor Gerd Glaeske. „Antibiotika schaden in solchen Fällen mehr als sie nutzen. Sie können Nebenwirkungen verursachen und verschärfen das Risiko der Resistenzbildung.“ Die Analyse der DAK-Daten belegt: 2013 waren fast 30 Prozent der Verordnungen mit Blick auf die Diagnose fragwürdig. Vor allem bei Infektionen der oberen Atemwege, Bronchitis oder Husten wurden entgegen der Behandlungsleitlinien häufig Antibiotika verschrieben. „Wir brauchen ein kritisches Bewusstsein bei den Ärzten im Umgang mit Antibiotika“, so Glaeske. „Dann werden Patienten in der Praxis besser aufgeklärt und die Mediziner müssen keine Zugeständnisse machen, die therapeutisch gar nicht nötig sind. So können fragwürdige Verordnungen vermieden werden.“ Auch für Therapietreue und Behandlungserfolg ist Aufklärung entscheidend. Die DAK-Studie zeigt, dass jeweils elf Prozent der Befragten eigenständig mit der Antibiotika-Einnahme aufhören oder die Dosis reduzieren, wenn es ihnen besser geht – und damit ihre Gesundheit gefährden. Glaeske: „Persönliche Beratung durch Ärzte und Apotheker hilft, Fehler bei der Einnahme zu vermeiden.“

Antibiotika-Hochburgen im Westen

Auch der Blick auf die Antibiotika-Verordnungen in den einzelnen Bundesländern verdeutlicht das Problem der Über- und Fehlversorgung. Während die DAK-Versicherten in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern im Durchschnitt vergleichsweise wenig Antibiotika einnahmen (4,5, 4,8 und 5 Tagesdosen), griffen Ärzte in westdeutschen Bundesländern deutlich häufiger zum Rezeptblock: DAK-Versicherte im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen bekamen im vergangenen Jahr durchschnittlich sieben Tagesdosen verordnet.

Viele Verordnungen für Kinder und ältere Menschen

Die Verordnungsraten bei Kindern sind laut DAK-Report rückläufig. Die Auswertung zeigt jedoch, dass die jungen Versicherten immer noch mehr Antibiotika einnehmen als die Erwachsenen: 2013 haben 45 Prozent der unter 15-Jährigen Antibiotika verschrieben bekommen. Fast genauso hoch ist die Zahl bei älteren DAK-Versicherten: 44 Prozent der 85- bis 90-Jährigen nahmen Antibiotika ein. Alarmierend: Versicherte der Generation 60 plus bekommen häufig Wirkstoffe verschrieben, die als Reserveantibiotika gelten. Sie sollten nur dann zum Einsatz kommen, wenn herkömmliche Antibiotika nicht mehr wirken. Ein Viertel der Antibiotika-Verschreibungen im Jahr 2013 entfiel auf die Wirkstoffgruppe der Fluorchinolone.

Unkritischer Einsatz verschärft Problem im Krankenhaus

Die dramatischen Folgen des häufigen Antibiotikaeinsatzes beim Menschen werden in den Krankenhäusern sichtbar. Hier bedrohen resistente Bakterien die Gesundheit der Patienten. Die Analyse der DAK-Krankenhausdaten zeigt, dass bei immer mehr Patienten sogenannte Krankenhauskeime nachgewiesen werden. Von einer Million Versicherten, die 2013 in Krankenhäusern behandelt wurden, trugen knapp 20.000 einen resistenten Keim in sich. 2010 waren es nur rund 15.000 Versicherte.  Das entspricht einem Anstieg von knapp einem Drittel. Bundesweit und kassenübergreifend sterben jährlich 7.500 bis 15.000 Patienten an Infektionen, die im Zuge einer Krankenhausbehandlung entstehen, so die Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums. „Selbst gegen Reserveantibiotika gibt es aufgrund des unkritischen Umgangs mittlerweile Resistenzen“, erläutert Dr.  Frank Kipp, leitender Krankenhaushygieniker am Universitätsklinikum in Münster. „Wenn sich solche Keime im Krankenhaus ausbreiten, können sie zur Lebensgefahr für Patienten mit geschwächtem Immunsystem werden.“ Viele Infektionen ließen sich leicht vermeiden, denn in den meisten Fällen werden Keime über die Hände des Klinikpersonals übertragen. Kipp: „Um die Keimausbreitung zu stoppen, ist die konsequente Umsetzung der Hygieneregeln und die Investition in die Ausbildung qualifizierter Fachleute wichtig.“

DAK-Gesundheit fordert Vernetzung von Krankenhäusern

Neben bundesweit einheitlichen Hygienestandards fordert die DAK-Gesundheit die Vernetzung von Krankenhäusern mit dem ambulanten Bereich: „Wir brauchen eine flächendeckende Prävention“, so Rebscher. „Nur wenn Arztpraxen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen zusammenarbeiten, werden Patienten mit resistenten Keimen rechtzeitig erkannt und richtig behandelt.“

Den kompletten Report finden Sie hier (pdf).

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