Ebermast: Stinkeranteil unkalkulierbar
(aho) – Im Verbundprojekt Eberfütterung an den Landesprüfanstalten Dornburg, Rulsdorf und Iden wurden neben einer Vielzahl von Messgrößen auch die Eberschlachtkörper am Haken auf Ebergeruch untersucht. Dabei ergaben sich erhebliche Unterschiede zwischen den Tieren der drei Prüfanstalten. In Dornburg wurden drei Prozent der Schlachtkörper wegen ausgeprägtem Geschlechtsgeruch als Stinker eingestuft. In Ruhlsdorf und Iden waren es 12,2 bzw. 17,4%. Der Anteil der Schlachtkörper mit „leichtem“ Geschlechtsgeruch variierte hier von wenigen Prozente bis über 60%. Hier werden betriebsspezifische Effekte wie unterschiedliche Formen der Aufstallung diskutiert (1). Dr. Eckhard Meyer vom Lehr- und Versuchsgut Köllitsch hatte kürzlich ebenfalls von Stinkeranteilen im Bereich von 18% berichtet.
Die von der Schlachtindustrie regelmäßig berichteten geringen Anteile an Stinkern erscheinen immer fragwürdiger. Ob das nur sekundenlange „Herumbrutzeln“ an den Schweinenacken tatsächlich die mögliche Geruchsentwicklung beim intensiven und langanhaltenden Erhitzen auf dem Grill eines Fastfood-Restaurants oder der häuslichen Bratpfanne widerspiegelt, bedarf dringend einer exakten Validierung.
Der Anteil von Stinkern einer Schlachtpartie ist offensichtlich unkalkulierbar und birgt Risiken für die kontinuierlichen Produktion von Fleischwaren nach definierten Rezepturen und Potential für Reklamationen.
(1) Dr. Simone Müller TLL Jena und MA., 22.05.2012
Präsentation: Erste Ergebnisse eines Versuches zum Proteinbedarf von (Jung-)Ebern.
BLE-Verbundprojekt „Eberfütterung“ „Untersuchungen zur bedarfsgerechten Versorgung von Mastebern zur Ausschöpfung des genetisch vorhandenen Leistungspotenzials“
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Am Verbundprojekt sind folgende Partner beteiligt: Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Jena (TLL) zugleich Projektkoordinator, Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Institut für Tierernährung Braunschweig, Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät (AUF), Professur für Ernährungsphysiologie und Tierernährung, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Institut für Tierproduktion Dummerstorf, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, Sachsen-Anhalt, Zentrum für Tierhaltung Iden, Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Brandenburg (LELF), Abt. Landwirtschaft und Gartenbau Teltow-Ruhlsdorf, Deutsche Tiernahrung Cremer GmbH & Co. KG, Evonik Degussa GmbH, Deutsche Vilomix Tierernährung GmbH und Hauptgenossenschaft Nord AG.
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